Die Lyme-Borreliose ist eine Erkrankung, die nicht nur Patienten, sondern auch Ärzte oft verunsichert. Viele erwarten, dass Bluttests die Infektion eindeutig bestätigen oder ausschließen – die Realität ist jedoch deutlich komplizierter. Welche Bluttests auf Borreliose gibt es und wie werden sie richtig interpretiert? Warum stimmen die Ergebnisse manchmal nicht mit den Symptomen überein? Auf diese Fragen geben wir im folgenden Text ausführliche Antworten.
Wenn Sie direkt nach einer praktischen Empfehlung zum Borreliose-Test suchen (welcher Test, wann und wie vorgehen), finden Sie diese am Ende des Artikels .
1. Borreliose-Tests: Welche gibt es und was messen sie?
2. Interpretation der Borreliose-Bluttestergebnisse: Welche Blutwerte sind erhöht?
▸ ELISA
▸ Western Blot
▸ EliSpot
3. Borreliose-Test: Wann testen nach Zeckenbiss?
4. Wer führt Borreliose-Tests durch?
5. Tests auf Coinfektionen bei Borreliose
6. Unsere Empfehlungen zum Borreliose-Test: Was hilft und wann behandeln?
Borreliose-Tests: Welche gibt es und was messen sie?
1. Grundlegende Antikörpertests
Die grundlegenden Bluttests, die bei Verdacht auf Lyme-Borreliose am häufigsten verwendet werden, sind ELISA und Western Blot. Es ist wichtig zu wissen, dass keiner dieser Tests direkt das Vorhandensein von Borrelia-Bakterien im Blut nachweist, sondern lediglich das Vorhandensein von Antikörpern gegen diese Bakterien.
ELISA
ELISA ist ein schneller Test, der erkennt, ob im Blut IgM-Antikörper (typisch für die akute Infektionsphase, treten aber auch bei chronischen Infektionen auf) oder IgG-Antikörper (auftretend eher in späteren oder überstandenen Stadien) gegen Borrelia-Bakterien vorhanden sind. Die Ergebnisse des ELISA-Tests sind einfach zu interpretieren – die Werte für IgM und IgG können positiv oder negativ sein. Dieser Test ist jedoch nicht sehr zuverlässig, da er häufig falsch positive oder falsch negative Ergebnisse liefert.
- CLIA: Eine modernere und sensiblere Alternative zum ELISA-Test.
- Tickplex: Basierend auf dem ELISA-Prinzip, kann sogenannte persistente Borrelienformen erkennen – also solche, die trotz Behandlung langfristig im Körper überleben.
WESTERN BLOT
Western Blot ist ein präziserer Test, der IgM- und IgG-Antikörper nachweist, die das Immunsystem gegen bestimmte Teile des Borrelia-Bakteriums gebildet hat. Das Immunsystem produziert nicht einen universellen Antikörper gegen das gesamte Bakterium, sondern reagiert durch die Bildung spezifischer Antikörper gegen verschiedene Strukturen, die es als fremd erkennt. Ein Antikörpertyp richtet sich beispielsweise gegen den Geißelapparat, den das Bakterium zur Bewegung nutzt, ein anderer gegen seine Außenhülle. Die Interpretation der Ergebnisse ist daher aufwändiger, aber genauer als beim ELISA-Test.
- ImmunoBlot (LineBlot): Eine modernere und genauere Alternative zum Western Blot, die in vielen Ländern den klassischen Western Blot bereits ersetzt hat.
- SeraSpot®: Eine präzisere und standardisierte Alternative zum Western Blot.
2. Spezialtest auf T-Zellen - LTT-Test:
ELISPOT
EliSpot ist ein moderner Test, der erkennt, ob und wie viele T-Zellen eines Patienten beim Kontakt mit Borrelien das Cytokin Interferon-Gamma (IFN-γ) produzieren, dessen Vorhandensein ihre Aktivität gegen das Borrelia-Bakterium signalisiert. Im Gegensatz zu Antikörpern, die sich nach einer Infektion meist erst nach 4–6 Wochen bilden, reagieren T-Zellen früher – bereits etwa nach 2 Wochen (1). In chronischen Stadien der Erkrankung kann der Antikörperspiegel zudem deutlich sinken oder vollständig verschwinden, während die T-Zell-Antwort häufig erhalten bleibt (2).
- iSpot: Zusätzlich zu IFN-γ wird immer häufiger auch das Cytokin Interleukin-2 (IL-2) gemessen. Während IFN-γ ein Marker für die akute oder aktive Infektionsphase ist, steht IL-2 im Zusammenhang mit der Gedächtnisfunktion des Immunsystems und weist auf Rekonvaleszenz oder eine überstandene Infektion hin. IL-2-Werte sind manchmal direkt Bestandteil des EliSpot-Tests; diese Methode kann jedoch auch unter dem Namen iSpot geführt werden. Ein Test, der sowohl IFN-γ als auch IL-2 analysiert, liefert somit einen umfassenderen Einblick in die zelluläre Immunantwort und ermöglicht eine bessere Unterscheidung zwischen einer aktiven, latenten oder bereits zurückliegenden Infektion (4).
3. Unterstützender Immunmarker:
CD57+
Als unterstützender Indikator bei der chronischen Form der Lyme-Borreliose wird auch der Immunmarker CD57+ verwendet, der den Anzahl der natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) angibt. Diese Zellen spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Infektionen. Es ist wichtig zu betonen, dass CD57+ kein diagnostischer Test für Borreliose ist. Es handelt sich um einen immunologischen Parameter, der indirekt auf die Schwächung des Immunsystems aufgrund einer langanhaltenden Infektion hinweisen kann.
Chronische Infektionen mit Lyme-Borreliose können die Funktion des Immunsystems über längere Zeit unterdrücken, was sich durch eine Verringerung der Anzahl der CD57+ NK-Zellen im Blut zeigen kann. Patienten mit chronischer Borreliose haben häufig Werte von 100/μl oder niedriger. Niedrige CD57+-Werte treten häufiger bei Patienten mit chronischer Borreliose, die das Nervensystem betrifft (Neuroborreliose), auf als bei Patienten, deren Erkrankung vor allem Muskeln oder Gelenke betrifft. Studien haben außerdem gezeigt, dass bei Patienten, die auf die Behandlung ansprechen und eine Verbesserung erfahren, ein Anstieg der CD57+-Zellen erfolgt (2). Dieser Parameter ist jedoch nicht Bestandteil der Standarddiagnostik und wird hauptsächlich in spezialisierten Zentren für Borreliose eingesetzt.
Interpretation der Borreliose-Bluttestergebnisse: Welche Blutwerte sind erhöht?
Die Interpretation von Borreliose-Bluttests gehört zu den häufigsten Ursachen für Missverständnisse zwischen Patienten und Ärzten. Viele erwarten eine eindeutige Antwort – entweder „ja“ oder „nein“ – doch in Wirklichkeit handelt es sich um einen komplexen Prozess, der eine Berücksichtigung mehrerer Faktoren erfordert, darunter das klinische Bild sowie die Anamnese des Patienten.
Interpretation des ELISA-Tests
Ein positives Ergebnis des ELISA-Tests weist auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen Borrelien im Blut hin, was auf eine akute oder überstandene Infektion hindeuten kann. Bei einem positiven Ergebnis wird jedoch stets ein detaillierterer Western-Blot-Test durchgeführt, um die Diagnose zu bestätigen oder auszuschließen. Der ELISA-Test kann nämlich auch positiv ausfallen, wenn keine aktuelle Infektion vorliegt. Dies kann durch Restantikörper nach einer überstandenen und ausgeheilten Infektion oder durch Kreuzreaktionen mit anderen Erkrankungen verursacht werden, beispielsweise bei einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) oder bei Autoimmunerkrankungen.
Wenn Sie symptomfrei sind, keine Zeckenanamnese haben, sich keine typische Rötung (Erythema migrans) gezeigt hat und trotz eines positiven Testergebnisses keinerlei Beschwerden auftreten, ist in der Regel keine Behandlung erforderlich. Dennoch ist Wachsamkeit geboten – sollten in Zukunft unerklärliche gesundheitliche Probleme wie Müdigkeit, Schmerzen, neurologische Symptome, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder kognitive Beeinträchtigungen auftreten, sollte ein möglicher Zusammenhang mit Borreliose in Betracht gezogen werden. In manchen Fällen kann es sich um eine Reaktivierung der Infektion oder um eine fortbestehende, unzureichend behandelte Infektion handeln (7).
Bei chronischer Borreliose ist es ebenfalls häufig, dass Patienten im Blut langfristig IgM-Antikörper aufweisen, die typischerweise mit der akuten Infektionsphase verbunden sind, während IgG-Antikörper, die in späteren Stadien auftreten, nicht nachweisbar sind. Dies liegt daran, dass sich Borrelien im Verlauf ihres Lebenszyklus wiederholt verändern und anpassen können – beispielsweise durch Veränderungen ihrer Oberflächenstrukturen. Auf diese Weise entziehen sie sich dem Immunsystem. Bei jeder solchen „Verwandlung“ und anschließenden Vermehrung der Bakterien reagiert das Immunsystem, als handle es sich um eine neue Infektion, und aktiviert erneut die Bildung von IgM-Antikörpern. Das Testergebnis kann dann fälschlicherweise auf eine akute Phase hinweisen, obwohl es sich tatsächlich um eine chronisch verlaufende Erkrankung handelt (6). Interessanterweise gilt: Je ausgeprägter die Symptome des Patienten sind, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass IgG-Antikörper positiv nachgewiesen werden (3).
Ein negatives Ergebnis des ELISA-Tests deutet auf das Fehlen von Antikörpern hin, schließt jedoch eine Lyme-Borreliose nicht aus. Antikörper werden erst 4–6 Wochen nach der Infektion gebildet, sodass der Test negativ ausfallen kann, wenn er zu früh durchgeführt wird. Auch in einem späten Krankheitsstadium aufgrund einer geschwächten Immunabwehr kann er negativ sein.
Dr. Donta stellte in seiner Forschung fest, dass 52 % der Patienten mit chronischer Borreliose einen negativen ELISA-Test, jedoch einen positiven Western-Blot-Test aufweisen (5). Dennoch führt ein negatives ELISA-Testergebnis in der Praxis häufig dazu, die Diagnose Lyme-Borreliose automatisch auszuschließen, selbst bei Patienten mit tatsächlich aktiver Infektion, was die Suche nach anderen Ursachen verzögern und die Behandlung hinauszögern kann.
Hinweis: Heutzutage wird in den meisten Fällen anstelle des ELISA-Tests die modernere CLIA-Methode verwendet, wobei das Testergebnis optisch gleich aussieht und auch die Interpretation identisch ist.
Interpretation des Western-Blot-Tests
Die Interpretation des Western-Blot-Tests ist komplexer. Das Ergebnis des Tests ist eine Auflistung der einzelnen Teile des Borrelia-Bakteriums (= verschiedener Antigene), gegen die im Blut Antikörper nachgewiesen wurden. Bei der Borreliose werden die Antigene in drei Gruppen eingeteilt, je nachdem, wie eindeutig ihr Vorhandensein auf eine Infektion hinweist:
- Hochspezifische Antigene: kommen nur bei Borrelien vor, und Antikörper gegen sie werden bei anderen Infektionen nicht gebildet. Ihr Vorhandensein ist ein sehr starker Hinweis auf Borreliose.
- Spezifische Antigene: „mittlere Kategorie“, diese Antigene kommen überwiegend bei Borrelien vor, können aber teilweise Ähnlichkeiten mit Antigenen anderer Mikroorganismen haben. Antikörper gegen sie erhöhen daher die Wahrscheinlichkeit der Diagnose, insbesondere wenn sie zusammen mit hochspezifischen Antigenen oder bei typischen Symptomen gefunden werden.
- Unspezifische Antigene: kommen auch bei anderen Bakterien vor, sodass Antikörper gegen sie auch bei anderen Erkrankungen entstehen können und daher nur zur Unterstützung eines positiven Testergebnisses dienen.
Bei der Interpretation ist es ideal, nicht nur das abschließende Testergebnis (positiv/negativ) zu betrachten, sondern auch die einzelnen Antigene. Die Auswahl der Antigene kann nämlich zwischen den Laboren variieren. Idealerweise enthält das Testergebnis auch die gemessenen Werte der Antikörper für die einzelnen Antigene, nicht nur die Bewertung positiv/negativ. Übliche Labore geben diese Daten standardmäßig nicht aus – sie müssen angefordert oder in einem spezialisierten Labor durchgeführt werden. Die Kriterien zur Bewertung des Western-Blots können ebenfalls zwischen Laboren variieren – einige verlangen eine größere Anzahl positiver Antigene, damit der Test als positiv gilt, andere Labore weniger. Ein Labor kann den Test offiziell als negativ bewerten, doch unter Berücksichtigung der Anamnese und klinischer Symptome kann selbst ein solches Ergebnis ein Hinweis auf eine aktive Infektion sein. In der Praxis kommt es vor, dass Personen mit den schwersten Symptomen sehr wenige oder keine Antikörper haben, während Personen mit leichten Symptomen hohe Antikörperwerte aufweisen. Experten für Borreliose sind aufgrund ihrer Erfahrung der Meinung, dass die Anwesenheit auch nur einer hochspezifischen Antikörpergruppe in Kombination mit klinischen Symptomen oder der Zeckenstich-Anamnese ein Nachweis für Lyme-Borreliose ist (9).
Trotz der höheren Genauigkeit kann der Western-Blot-Test in einigen Fällen eine aktive Infektion übersehen. Der Grund dafür ist oft die geschwächte Immunantwort des Patienten, ebenso wie die Fähigkeit der Bakterien, sich in Geweben zu verstecken, sodass sie für das Immunsystem „unsichtbar“ werden, oder das Binden von Antikörpern in Immunkomplexen, die der Test nicht erfassen kann (9). Solche Szenarien treten bei chronischer Borreliose sehr häufig auf.
Gleichzeitig ist zu betonen, dass ein positiver Western-Blot nicht automatisch das Vorhandensein aktiver Borrelien im Körper bedeutet – die Immunantwort und Antikörper können auch lange nach einer erfolgreichen Behandlung im Körper verbleiben. Daher ist es unbedingt erforderlich, die Ergebnisse des Western-Blot-Tests stets im Zusammenhang mit dem gesamten klinischen Bild des Patienten zu bewerten.
Wenn Sie für Borreliose typische Symptome haben und der Western-Blot-Test negativ ausfiel, empfehlen wir, den EliSpot-Test durchführen zu lassen, der die zelluläre Komponente der Immunantwort auf die Infektion bewertet – eine Reaktion, die durch ELISA- und Western-Blot-Tests nicht erfasst wird.
Interpretation des EliSpot-Tests (LTT)
Die Ergebnisse des EliSpot-Tests werden als Stimulierungsindex (SI) angegeben:
- bis 1 SI – negatives Ergebnis
- 2–3 SI – Grenzbereich (schwach positiv)
- ab 4 SI – deutlich positive Reaktion
In den Ergebnissen werden üblicherweise drei Antigene bewertet:
- Vollantigen – erfasst die Reaktion auf das gesamte Antigenprofil von Borrelia burgdorferi
- Peptide-Mix (OSP-Mix - OspA/OspC/DbpA) – enthält Oberflächenproteine (OspA, OspC, DbpA) verschiedener Borrelienarten und liefert ein umfassenderes Bild der Immunreaktion
- LFA-1 – ein Antigen, das sowohl von Borrelien als auch von menschlichen Zellen geteilt wird; eine positive Reaktion kann auch mit autoimmunen Prozessen in Zusammenhang stehen (z. B. Lupus, rheumatoide Arthritis...)
Es ist wichtig zu betonen, dass die Höhe des SI nicht direkt den Schweregrad der Erkrankung widerspiegelt, sondern lediglich die Intensität der Immunantwort auf ein bestimmtes Antigen. Ein hoher SI bedeutet keinen schwereren Verlauf, und ein niedriges oder negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus – insbesondere in späten Stadien, bei geschwächter Immunabwehr oder wenn die Bakterien in Geweben verborgen sind, wo die Immunzellen sie nicht erreichen können (1).
Der EliSpot-Test wird von einigen Experten auch zur Überwachung der Wirksamkeit einer Behandlung empfohlen – nach erfolgreicher Therapie sollte er etwa 4–8 Wochen nach Abschluss negativ sein (2). Dennoch müssen die Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden, da sie vom Immunstatus des Patienten oder dem Vorhandensein anderer Infektionen mit ähnlichen Antigenen beeinflusst werden können, was zu falsch-positiven Befunden führen kann.
Borreliose-Test: Wann testen nach Zeckenbiss?
Ein Borreliose-Test ist insbesondere dann sinnvoll, wenn Symptome auftreten oder ein begründeter Verdacht auf eine Infektion besteht. Typische Situationen sind:
- Auftreten des roten Flecks Erythema migrans nach einem Zeckenstich (fehlt bei bis zu zwei Dritteln der Patienten (13)),
- Grippale Symptome nach einem Zeckenstich,
- Langfristige unerklärliche gesundheitliche Probleme mit schwankender Intensität.
Das Spektrum der Beschwerden, die eine chronische Borreliose hervorrufen kann, ist äußerst breit. Die Symptome können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein – von Müdigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen, Kribbeln in den Gliedmaßen, Schlaf- oder Verdauungsstörungen bis hin zu Vergesslichkeit, depressiven Verstimmungen oder einer Verschlechterung des Zustands nach Alkoholkonsum.
Für die richtige Auswahl eines Borreliose-Tests je nach Stadium der Infektion und dessen korrekter Interpretation ist es notwendig, den Mechanismus der Immunantwort nach der Infektion zu kennen:
- Etwa 2 Wochen nach der Infektion – T-Zellen werden aktiviert und produzieren das Zytokin IFN-γ; dieses frühe zelluläre Signal wird vom EliSpot-Test erfasst,
- Etwa 4–6 Wochen nach der Infektion – es entstehen IgM-Antikörper, die durch ELISA- und Western-Blot-Tests nachgewiesen werden,
- Später – IgM bildet sich normalerweise zurück und IgG-Antikörper bleiben bestehen; diese können jedoch bei chronischen Infektionsformen fehlen,
- Bei chronischen Formen – Antikörper sind oft nicht mehr vorhanden, aber die T-Zell-Antwort, die vom EliSpot erkannt werden kann, bleibt erhalten.
Auf dieser Grundlage wird empfohlen, in den frühen Stadien den T-Zell-Test (EliSpot) zu bevorzugen, bei einer ausgedehnten, aber noch nicht chronischen Infektion mit erhaltener Immunantwort den Western Blot zu nutzen und bei chronischen Formen beide Tests zu kombinieren, um ein vollständiges Bild des gesamten Spektrums der Immunantwort zu erhalten. Es ist zu beachten, dass die Testergebnisse vom Immunstatus des Patienten beeinflusst werden können und während der Behandlung sogar ein paradox ansteigender Antikörperspiegel auftreten kann, was darauf hinweist, dass sich das Immunsystem erholt. Die Tests sollten daher stets zusammen mit den Symptomen und der Anamnese bewertet werden, da ein Test niemals Borreliose endgültig bestätigen oder ausschließen kann (3).
Wer führt Borreliose-Tests durch?
Eine Untersuchung auf Borreliose kann auf drei Arten erfolgen:
- Über das standardmäßige Gesundheitssystem
- Als Selbstzahler in privaten Laboren
- Bei einem Arzt mit Erfahrung in der Lyme-Borreliose
1. Über das standardmäßige Gesundheitssystem:
Hausärzte oder Fachärzte (häufig Infektiologen, Neurologen oder Kardiologen) veranlassen in der Regel zunächst nur den Basis-ELISA-Test, während ein präziserer Western Blot erst nach einem positiven ELISA-Ergebnis durchgeführt wird. Dass eine geschwächte Immunantwort bei chronischen Fällen zu negativen Testergebnissen trotz anhaltender Infektion führen kann, wird dabei meist nicht berücksichtigt. Viele Patient:innen mit typischen Beschwerden erhalten ein negatives Ergebnis auf Borreliose. Moderne Tests wie EliSpot, iSpot oder CD57+ werden im standardmäßigen System meist nicht eingesetzt. Vorteilhaft ist, dass die Tests über das Gesundheitssystem von der Krankenkasse übernommen werden.
2. Als Selbstzahler in privaten Laboren:
Basis-Tests wie ELISA und Western Blot können als Selbstzahler in den meisten privaten Laboren (z.B. SYNLAB) durchgeführt werden.
Für eine bestmögliche Aussagekraft des Western Blot empfiehlt es sich, das Ergebnis mit den genauen Zahlenwerten für die einzelnen Antigene anzufordern, nicht nur mit der abschließenden Bewertung „positiv/negativ“.
Neben den üblichen Laboren gibt es auch Labore, die auf durch Zecken übertragene Krankheiten spezialisiert sind. Das bekannteste ist das deutsche ArminLabs, das alle modernen Tests anbietet – von klassischem und modernem ELISA (SeraSpot®) über Tickplex zur Erkennung persistenter Borrelienformen bis hin zu fortgeschrittenem Western Blot (ImmunoBlot), EliSpot, iSpot und CD57+. Das Labor sendet ein Testset nach Hause; nach der Blutentnahme wird die Probe zusammen mit dem ausgefüllten Formular und den markierten Tests zurückgeschickt, und die Ergebnisse liegen innerhalb weniger Tage vor. Dieses Vorgehen ist komfortabel und umfassend, jedoch trägt der Patientalle Kosten selbst.
In Europa bieten auch weitere Labore spezielle Tests auf Borreliose an, zum Beispiel IMD Berlin (Deutschland), Biovis Diagnostics (Deutschland), LABOR SUSA (Deutschland), Deutsches Chroniker Labor (Deutschland), oder Nordic Laboratories (Dänemark).
3. Bei einem Arzt mit Erfahrung in Lyme-Borreliose:
Wenn Sie eine Untersuchung unter der Aufsicht eines Arztes mit Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von Lyme-Borreliose bevorzugen, finden Sie hier eine Liste solcher Ärzt:innen. Diese arbeiten meist mit auf Borreliose spezialisierten Laboren zusammen. Einige von ihnen arbeiten mit den Krankenkassen zusammen, während andere die Tests privat abrechnen.
Haben Sie weitere Informationen oder Erfahrungen zu Testmöglichkeiten in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, die für andere hilfreich sein könnten? Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Erkenntnisse mit uns unter info@onlyx.com teilen.
Tests auf Koinfektionen bei Borreliose
Bei einer Borreliose-Infektion tritt fast immer auch eine Infektion mit weiteren Erregern wie Bartonella, Babesia, Anaplasma und anderen auf. Darüber hinaus führt die geschwächte Immunabwehr bei Borreliose häufig zur Aktivierung opportunistischer Infektionen, beispielsweise Candida oder herpetischer Viren (HSV, EBV, CMV), die ein gesunder Organismus normalerweise unter Kontrolle halten kann. Diese Koinfektionen können den allgemeinen Gesundheitszustand erheblich verschlechtern, weshalb es manchmal notwendig ist, sie parallel zur Borreliose zu behandeln.
Die Symptome des Patienten geben oft Hinweise darauf, um welche Art von Koinfektion es sich handeln könnte. Charakteristische Symptome der häufigsten Koinfektionen sind zum Beispiel:
- Bartonella: Ausschlag ähnlich wie Dehnungsstreifen, Wutanfälle (unangemessene Reizbarkeit, Aggressivität), geschwollene Lymphknoten, unerklärlicher Husten, Schienbeinschmerzen, Fußschmerzen.
- Babesia: Brust- und Rippenbeschwerden, starkes nächtliches Schwitzen (bis durchnässte Pyjamas oder Bettwäsche), Schwankungen der Körpertemperatur, Atemnot (Gefühl von Luftmangel).
- Mycoplasma: Atemwegsinfektionen, Probleme mit Entzündungen oder chronischer Verstopfung der Nasennebenhöhlen.
- Reaktivierung von EBV: ausgeprägte Müdigkeit, leichtes Halsweh, erhöhte Temperatur, grippeähnliches Gefühl.
Tests auf Koinfektionen können sehr nützlich sein, sind jedoch mit höheren Kosten verbunden. Wir empfehlen sie insbesondere Patient:innen, bei denen auch nach einer längeren Behandlung der Borreliose keine erwartete Besserung eintritt. Oft kann die Koinfektion die dominierende Ursache der Symptome sein, wichtiger noch als die eigentliche Borreliose, und ihre Behandlung kann entscheidend sein. Bei chronischen Fällen empfehlen wir für Koinfektionen den EliSpot-Test über das spezialisierte Labor ArminLabs oder die Testung durch Ärzte, die auf Borreliose spezialisiert sind. Aus unserer Erfahrung verursachen Koinfektionen, die am häufigsten Probleme bereiten, insbesondere Babesia und Bartonella.
Unsere Empfehlungen zum Borreliose-Test
Auf Basis unserer Erfahrungen empfehlen wir bei Verdacht auf Borreliose den folgenden Ablauf:
Akute Infektion
Nach einem Zeckenstich empfehlen wir, nach 2 Wochen ab dem Stich den EliSpot-Test durchzuführen. Falls der EliSpot-Test nicht verfügbar ist oder Sie eine Untersuchung im standardmäßigen Gesundheitssystem bevorzugen, empfehlen wir den Western Blot-Test (frühestens 4–6 Wochen nach dem Stich). Interpretieren Sie das Ergebnis gemäß den angegebenen Anweisungen. Bei positivem Befund empfehlen wir sofort eine antibiotische Behandlung für 6 Wochen und anschließend eine pflanzliche Behandlung (noch 3 Monate nach Abklingen aller Symptome).
Chronische Infektion
- Aufgrund der niedrigen Zuverlässigkeit des ELISA-Tests empfehlen wir, direkt den Western Blot-Test durchzuführen.
- Wenn der Western Blot-Test negativ ist, empfehlen wir, den EliSpot-Test oder iSpot durchzuführen. Bei langfristigen Problemen ist es sinnvoll, auch den Parameter CD57+ zu ergänzen.
- Alle Testergebnisse müssen in Kombination mit den Symptomen und der Anamnese interpretiert werden. Eine Person ohne Symptome, deren Immunsystem die Infektion kontrolliert und keine Behandlung benötigt, kann einen stark positiven Test haben. Umgekehrt kann ein schwer erkrankter Patient einen schwach positiven oder negativen Test haben. Es ist notwendig, die Behandlung so früh wie möglich zu beginnen, sobald die Borreliose-Infektion bestätigt ist und Symptome vorliegen.
- Wenn alle Tests negativ ausfallen, andere Diagnosen ausgeschlossen sind und Symptome sowie Anamnese weiterhin auf Borreliose hindeuten, empfehlen wir, eine Testbehandlung in Form von Antibiotika (unter ärztlicher Aufsicht) oder einem pflanzlichen Protokoll in Erwägung zu ziehen und die Reaktionen des Körpers zu beobachten. Eine Herxheimer-Reaktion (vorübergehende Verschlimmerung bestehender Symptome, grippeähnliche Zustände, Fieber) kann auftreten, was darauf hinweist, dass es sich wahrscheinlich um Borreliose handelt und die Behandlung zu einer massenhaften Zerstörung der Bakterien führt. Dies muss jedoch nicht bei jedem auftreten, da Entgiftungsfähigkeit und bakterielle Belastung individuell sind. Ein weiterer Hinweis auf die Erkrankung kann sein, wie Sie sich nach einiger Zeit der Behandlung fühlen und ob es zu einer Verbesserung kommt. Eine Testbehandlung ist auch für Patient:innen mit hohem Infektionsverdacht geeignet, die sich teure Tests nicht leisten können.
- Wenn Borreliose bestätigt ist, aber langfristig keine Verbesserung festgestellt wird, empfehlen wir, eine Testung auf Koinfektionen durchzuführen.
Derzeit gibt es keinen Test, der Borreliose zu 100 % bestätigen oder ausschließen kann. Daher ist es ebenso wichtig, Symptome, Anamnese und das gesamte klinische Bild des Patienten zu bewerten. Labortests sind nur ein diagnostisches Werkzeug und sollten niemals das einzige Kriterium für die Entscheidung über eine Behandlung sein.
Quellen:
(1) A Review of Lyme Infection Tests: Pass or Fail
(2) EliSpot and CD57+: Important Diagnostic Tests for Lyme Borreliosis
(3) Clinical diagnosis and laboratory testing for the major tick-borne infections
(4) iSpot
(5) Late and chronic Lyme disease
(7) Horowitz Lyme-MSIDS Questionnaire
(8) Principles of Laboratory Testing for Lyme Disease
(9) Understanding the Western Blot
(10) Diagnosis and Treatment of Lyme Borreliosis
(12) Lyme Disease: A Comprehensive Overview
(13) Buhner, Healing Lyme (2nd ed.)